Pressemitteilung zum 13. September 2003, dem "Tag der deutschen Sprache"
Die FAZ allein auf weiter Flur?
"Bürger-Oscar für Zivilcourage" für die FAZ und die reformfreie Presse
Teil 3 der Presseserie des VRS
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NÜRNBERG (VRS), 13.09.2003. - Der Verein für deutsche
Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) zieht anläßlich
des "Jubiläums" der sogenannten Rechtschreibreform in einer
Presseserie eine Bilanz über die Presseberichterstattung und
erinnert anläßlich des "Tages der deutschen Sprache" an das
mutige Eintreten der FAZ für die deutsche Sprache. Der VRS
kritisiert fehlerhafte Aussagen, die geeignet sind, gewollt
oder ungewollt, der Öffentlichkeit ein falsches Bild der
"Reform" zu vermitteln.
Die FAZ ist nicht allein
Eine immer wiederkehrende, falsche Aussage ist die
Behauptung, die Frankfurter Allgemeine (FAZ) "tanze einsam
aus der Reihe"; sie habe sich mit ihrer Rückkehr zur
traditionellen Rechtschreibung am 1. August 2000 in der
Presse vollkommen isoliert. Tatsächlich gibt es aber
Hunderte von Zeitungen und Zeitschriften, die weiterhin die
bewährte traditionelle Rechtschreibung verwenden. Unter
ihnen befinden sich neben der Frankfurter Allgemeinen auch
die Jüdische Allgemeine, die Junge Freiheit, junge Welt,
Heim und Welt, Forschung & Lehre, Eulenspiegel, Titanic,
Neue Solidarität oder konkret. Eine Liste der reformfreien
Presse gibt es in www.gutes-deutsch.de; dort findet man auch
das Sprachrohr der Anglizismen- und
Rechtschreibreformkritiker, die Deutsche Sprachwelt (DSW).
Zivilcourage und Leserfreundlichkeit
Daß die FAZ und die gesamte reformfreie Presse die
traditionelle Rechtschreibung verwenden und gegen den Strom
der Massenblätter schwimmen, ist sowohl ein Zeichen für
Zivilcourage als auch der Leserfreundlichkeit und ein
starker Ausdruck journalistischer Unabhängigkeit. Auch
deswegen wird die Verweigerung der mißratenen Reform von den
meisten Lesern dieser Publikationen bewußt als Gütezeichen
aufgefaßt. Leserbriefschreiber bleiben zudem vom Ärger
verschont, ihre Texte entstellt im Neuschrieb wiederzusehen.
Der Rückkehr der FAZ zur traditionellen Rechtschreibung ging
seinerzeit ein Artikel von Hans Krieger voraus, bis Juli
1998 Kulturchef der Bayerischen Staatszeitung: Mehr als eine
Hand voll Fehler. Die Rechtschreibreform hat den Praxis-Test
in der Presse nicht bestanden (Bayerische Staatszeitung Nr.
23 vom 9. Juni 2000, S. 3). Krieger kritisierte darin auch
die "Schafsgeduld der Journalisten".
Was die Presse über die FAZ bisher nicht berichtete
Nach der Rückkehr der FAZ gab es Leser-Umfragen von
Zeitungen und Zeitschriften im Internet und private Anzeigen
in Tageszeitungen. Alle Ergebnisse sprachen eindeutig gegen
die mißlungene Rechtschreibreform und für die FAZ (siehe:
www.vrs-ev.de/demoskop.php). Dennoch berichtete die am 1.
August 1999 gezwungenermaßen gleichgeschaltete Presse
darüber kaum und zog auch daraus keine Konsequenzen.
Die FAZ stellte kurz darauf auf der Frankfurter Buchmesse
2000 eine kostenlose Aufklärungsbroschüre vor, die in der
Presse leider weitgehend unbeachtet blieb:
Frankfurter Allgemeine Zeitung: Die Reform als Diktat. Zur
Auseinandersetzung über die deutsche Rechtschreibung.
Frankfurt am Main, Oktober 2000, 120 Seiten.
"Die Reform als Diktat"? Professor Christian Meier,
seinerzeit Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und
Dichtung, erläutert in der Einleitung, es handele sich um
einen "Staatsstreich" gegen die Demokratie. Tatsächlich läßt
sich dieser Sachverhalt angesichts des in Schleswig-Holstein
gebrochenen Volksentscheids schwer leugnen. Meier weist
darauf hin, daß ein gezielter staatlicher Eingriff in die
Entwicklung der Schriftsprache vom Ausmaß der heutigen
"Reform" zuletzt während der Nazi-Diktatur versucht worden
sei.
Keinen Bericht gab es auch darüber, daß die FAZ von den
Lesern der Deutschen Sprachwelt zum Sprachwahrer und
Sprachstilwahrer des Jahres 2000 gewählt wurde. Ein Leser
urteilte: "Der 'Sprachwahrer des Jahres' ist für mich die
FAZ, die mit der Rückkehr zu unverhunzter Rechtschreibung
sich für Vernunft und Kultur entschieden und dazu noch
Beispielwirkung erzeugt hat!" (DSW, Nr. 3)
Der VRS stellt zum Tag der deutschen Sprache fest:
"Die FAZ und die gesamte reformfreie Presse verdienen den
'Bürger-Oscar für Zivilcourage'. Sie sind ein Beispiel
dafür, daß es auch anders geht. Mit der FAZ haben die
Kritiker der gescheiterten Rechtschreibreform zwar eine
wichtige Verbündete gewonnen. Aber erst wenn die gesamte
Presse angemessen über die durch die Reform verursachten
sprachlichen, demokratischen und wirtschaftlichen Schäden
berichtet, werden die verantwortlichen Politiker dieses
überflüssige milliardenteure Massenexperiment beenden und
auf den Müllhaufen der Geschichte werfen. Es ist nie zu
spät, Sprachzerstörung, Entdemokratisierung und Geld- und
Steuerverschwendung zu stoppen!"
Manfred Riebe, Pressesprecher des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
www.vrs-ev.de/vorstand.php#riebe
D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel. (0911) 50 08 25
pressesprecher@vrs-ev.de
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