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Pressemitteilung zur Frankfurter Buchmesse vom 7. - 13. Oktober 2003
"Rechtschreibreform": Willkür und Beliebigkeit
Aufruf an Verleger, Journalisten und Schreibberufler zum Jahrestag der "Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform":
"Unterzeichnen Sie die 'Resolution zur Wiederherstellung der bisherigen einheitlichen Rechtschreibung'!"
Teil 5 der Presseserie des VRS
Abdruck honorarfrei - Beleg erbeten!
NÜRNBERG (VRS), 07.10.2003. - Der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS)
- www.vrs-ev.de - erinnert mit Aufrufen von Schriftstellern wie Reiner Kunze und Eva-Maria von Nerling
an den siebenten Jahrestag der "Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform".
Der SPIEGEL desinformiert seine Leser
Der SPIEGEL berichtet am 7. Oktober über den Protest von 18 prominenten Autoren gegen die neue Rechtschreibung.
Weil das Thema für die zwangsreformierte Presse abgehakt war, meint der SPIEGEL, es werde ja nur "ein erledigt
geglaubtes Thema wiederbelebt". Dem ist nicht so; denn die "Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform" vom Oktober 1996
hat zu einer Dauereinrichtung geführt, über die die Nachrichtenagenturen nicht berichteten: die "Resolution zur Wiederherstellung
der bisherigen einheitlichen Rechtschreibung". Deutsche Schriftsteller hatten nie aufgehört, sich zu wehren, jeder auf
seine Weise, der eine laut, der andere leise. Außerdem enthält die Seite www.gutes-deutsch.de lauter Medien, die gut
ohne die unsinnigen Regeln auskommen.
Reiner Kunze kämpft gegen die Verhunzung seines Handwerkszeugs
Reiner Kunze und seine Kollegen sagen: Unsere Orthographie hat sich allmählich entwickelt und bewährt. Dagegen sind die im staatlichen Auftrag erfundenen Schreibregeln minderwertig und erschweren den präzisen sprachlichen Ausdruck. Die Reformer haben das Präzisionsinstrument der grammatisch präzisen, ästhetischen traditionellen Orthographie gewissermaßen in ein grobes Werkzeug zurückverwandelt. Aus der einheitlichen Rechtschreibung wurde so eine Beliebigkeitsschreibung, ähnlich dem Schreibwirrwarr des 18./19. Jahrhunderts.
Weil die Reformer sein Handwerkszeug verhunzten, schrieb Reiner Kunze eine kämpferische Denkschrift gegen die Rechtschreibreform: "Die Aura der Wörter". Aus diesem Buch trug Reiner Kunze erstmals im Dezember 2002 im Rahmen einer Podiumsdiskussion in München in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste vor. Daraus entstand die Dokumentation Reiner Kunze, u.a.: "Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt". Seither folgten Vorträge Kunzes in Dresden, Frankfurt am Main und anderen Städten.
Eva-Maria von Nerling: "Ich sehe nur Schaden, keinen Nutzen."
Auch die Schriftstellerin und Redakteurin Eva-Maria von Nerling ruft in ihrer Internetseite - www.queries.de/selbst/
- Verleger, Redakteure und andere Schreibberufler unter dem Titel "Kultur ist, wenn man trotzdem schreibt" zur Rückkehr zur bewährten Orthographie auf. Sie wirft den Reformern "Willkürakte von teils grotesker Form" vor. Wer das Machtinstrument der Kultusminister-Erlasse besitze oder eine Hausmacht wie die Zeitungsverleger habe, könne sich die Sprache hinbiegen, auch wenn die erfundenen Formen absurd und nie dagewesen, d.h., durch keinen Gebrauch in der Bevölkerung abgedeckt seien: "Die Bevölkerung hat das Signal verstanden: Sprache kann beliebig erfunden und verändert werden. Dann kann auch ich die Sprache hinbiegen, wie ich will! Und schon sind 200 Jahre Bemühungen zu einer einheitlichen Schriftsprache über den Haufen geworfen." - Das Scheinargument "Wir tun es ja nur für die Kinder!" sei nun entlarvt. Da niemand die neuen Regeln beherrsche und gerade Arbeiterfamilien die Einarbeitung in die neue Schreibung kaum leisten könnten, schaffe man neue soziale Barrieren.
Warum protestiert Eva-Maria von Nerling erst jetzt? Sie dachte: "Es mag was [an der Reform] dran sein, ich probiere es mal durch, so viel hat sich ja nicht geändert." Aber die Rechtschreibung verfalle allenthalben, Willkür und orthographische Anarchie breiteten sich aus. "Ich hatte der neuen Schreibung eine Chance gegeben, aber ich sehe nur Schaden, keinen Nutzen. Darum rufe auch ich zur Rückkehr zur bewährten Schreibung auf."
Der VRS stellt zum siebenten Jahrestag der "Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform" fest: "Der Widerstand gegen die neue Beliebigkeitsschreibung wächst. Unterzeichnen Sie wie die Goethe-Gesellschaft in Weimar, die Brüder-Grimm-Gesellschaft, Bundespräsident a. D. Walter Scheel, Klaus von Dohnanyi, Ulla Hahn, Dieter Thomas Heck, Gertrud Höhler, Manfred Krug, Günter Kunert, Reiner Kunze, Siegfried Lenz und viele andere Autoren, Gesellschaften und Vereine die "Resolution zur Wiederherstellung der bisherigen einheitlichen Rechtschreibung"! www.vrs-ev.de/resolution.php,
www.lebendigesprache.de,
www.deutsche-sprachwelt.de/archiv/unterzeichner.shtml. - Es ist nie zu spät, Sprachzerstörung, Entdemokratisierung und Geldverschwendung zu stoppen!"
Manfred Riebe, Pressesprecher des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
www.vrs-ev.de/vorstand.php#riebe
D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel. (0911) 50 08 25
pressesprecher@vrs-ev.de
- Reiner Kunze: Die Aura der Wörter. Stuttgart: RADIUS-Verlag, 2002
- Reiner Kunze, u.a.: "Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt". Hrsg. Bayerische Akademie der Schönen Künste, Waakirchen: Oreos-Verlag, 2003.
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