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Pressemitteilung des VRS zur Sitzung der
KMK-Amtschefskommission „Rechtschreibung“ am 5. Februar 2004
Aufruf an die Kultusminister: „Trennen Sie sich nicht von
der Verantwortung, sondern von einem Fehler!“
Abdruck honorarfrei - Beleg erbeten!
NÜRNBERG (VRS), 03.02.2004. In den letzten Tagen ist ein
neuer - wieder einmal „vertraulicher“ - Bericht der
Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung
in die öffentliche Diskussion geraten. Der Verein für
deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e. V. (VRS) -
www.vrs-ev.de - stellt dazu folgendes fest:
Flickschusterei und Verschlimmbesserung ohne Ende
Die Vorschläge der Kommission, bestimmte bisherige
Zusammenschreibungen als Varianten wiederzuzulassen, mögen
auf den ersten Blick für manchen begrüßenswert liberal
erscheinen, ändern aber nichts an den grundsätzlichen
Problemen. Zum einen ist an den einzelnen Vorschlägen keine
hilfreiche Systematik zu erkennen, die Verwirrung nähme
damit also noch weiter zu. Zum anderen war die
Getrennt-/Zusammenschreibung vor der Reform ein
Bedeutungsträger. Daraus, ob Wörter getrennt oder zusammen
geschrieben sind, ergaben sich jeweils unterschiedliche
Aussagen. Diese Differenzierung ist in den Plänen der
Reformer nicht mehr vorgesehen. Sprache hat aber gerade den
Zweck, Sinninhalte möglichst unmißverständlich
auszudrücken. Die „Reform“ führt nach wie vor zu einem
eindeutigen Funktionsverlust der Schriftsprache.
Die Vorstellungen der Reformkommission zeigen deutlich, daß
das 1996 abgelieferte Reformwerk von Anfang an grob
mangelhaft war, sonst müßte sie nicht jetzt noch derartige
Änderungen vorschlagen. Es handelt sich um den vergeblichen
Versuch, an einem grundlegend mißratenen Projekt
herumzuflicken. Darüber hinaus stellt die Kommission offen
klar, daß dies nicht der letzte Versuch gewesen sein wird,
wie ihr Wunsch beweist, dies in Zukunft noch
unkontrollierter betreiben zu dürfen.
Ernüchternde Bilanz
Wurde den Kritikern der damals recht hektisch an den Schulen
eingeführten Reform noch oft entgegengehalten, man solle
erst einmal abwarten, wie sie sich in der Praxis bewähren
würde, so läßt sich heute, kurz vor Ablauf des
Erprobungszeitraums, eine Bilanz ziehen, die ernüchternder
kaum sein kann. Keiner der versprochenen positiven Effekte
ist eingetreten, was allerdings dem Eigenlob der
Rechtschreibkommission bezeichnenderweise keinen Abbruch
tut. Es ist nicht einzusehen, warum die Zukunft der
deutschen Rechtschreibung weiterhin ausgerechnet in die
Hände dieses Gremiums gelegt werden sollte.
Jetzt Konsequenzen ziehen
Vielmehr sollten die gesellschaftlichen Verantwortungsträger
in Politik und Medien den Mut haben, endlich einen
Schlußstrich unter den schiefgelaufenen Reformversuch zu
ziehen. Dies würde dem oftmals bekundeten Mehrheitswillen
der Bevölkerung und der sprachwissenschaftlichen und
schriftstellerischen Eliten entsprechen, angeführt von den
Akademien der Wissenschaften und Künste. In der Schule kann
für die nächsten Jahre weiterhin die reformierte
Rechtschreibung geduldet, aber gekennzeichnet werden, wie
derzeit in umgekehrter Weise mit der herkömmlichen
Rechtschreibung üblich. So entstünden keine Kosten für
erneut angepaßte orthographische Nachschlage- und Lehrwerke,
sondern man könnte dann wieder die allgemein üblichen
verwenden, die von der großen Mehrheit nach wie vor benutzt
werden. Es ist zudem empirisch nachgewiesen, daß die
herkömmliche Rechtschreibung in Wirklichkeit wesentlich
unkomplizierter ist als die reformierte - nicht die
Weiterführung der Reform brächte eine Lernerleichterung,
sondern deren Rücknahme.
Dies ist eine Reform, die von vornherein verzichtbar war und
die nach den Erfahrungen der letzten Jahre besser spät als
nie verworfen werden sollte. Das wäre ein Signal der
Vernunft, nicht auf Fehlern zu beharren, sondern sie zu
beseitigen. Und es wäre damit auch ein Akt, der den
Reformbegriff in der allgemeinen Wahrnehmung ein wenig
rehabilitieren könnte.
Angesichts der anstehenden Sitzung der
Kultusministerkonferenz appelliert daher der VRS an die
Kultus- und Wissenschaftsminister der Länder: „Trennen Sie
sich nicht von der Verantwortung, sondern trennen Sie sich
von einem Fehler! Das deutsche Schulwesen braucht Qualität,
kulturelle Akzeptanz und demokratische Legitimation, aber
keinen ungewollten Endlosmurks.“
Elke Philburn, Pressesprecherin des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
www.vrs-ev.de
pressesprecher@vrs-ev.de
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