Pressemitteilung vom 28. August 2003
Gleichgeschaltete Presse verharmlost Rechtschreibreform
Totschlagargumente der Reformer und Kultusminister werden verbreitet
Teil 2 der Presseserie des VRS
Abdruck honorarfrei - Beleg erbeten!
NÜRNBERG (VRS), 28.08.2003. - Der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) zieht in einer
Presse-Serie eine Bilanz über die Presse-Berichterstattung über die „Rechtschreibreform“.
Der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) - www.vrs-ev.de - kritisiert die
Berichterstattung der auf die neue Rechtschreibung umgestellten Presse über das „Jubiläum“ der sogenannten
Rechtschreibreform.
Beliebigkeitsschreibung in der Presse
Erst mit der Gleichschaltung der Nachrichtenagenturen und Zeitungen am 1. August 1999 begann der
öffentliche Test der Reform. Es zeigte sich, daß auch die professionellen Schreiber in den Redaktionen
mit den Eigenheiten der „reformierten“ Rechtschreibung überfordert waren. Angesichts der Mängel der Reform
stellten sich etliche Zeitungen hauseigene Regeln zusammen. In der freiwillig umgestellten Presse herrscht
seitdem eine Beliebigkeitsschreibung, ein Mischmasch herkömmlicher und neuer sowie individueller Schreibweisen.
Auf diese Weise wird die einheitliche Rechtschreibung zerstört. Es kommen auffällig viele Fehler vor allem
in den von der Reform betroffenen Bereichen vor. Siehe:
Stephanus Peil: Presse-Orthographie nach der Umstellung auf die Neuregelung ab 1.8.1999. 2. Auflage, St. Goar: Leibniz-Verlag, 2000,
http://forschungsgruppe.free.fr/bilanz.pdf,
www.rechtschreibreform.com/Seiten2/Wissenschaft/031WraseSpiegel/031WraseSpiegel.html,
www.rechtschreibreform.com/Seiten2/Wissenschaft/032WraseZahlen/032WraseZahlenUe.html
Die Behauptung mancher Zeitungen, sie praktizierten die Neuschreibung im Interesse der Kinder, ist aufgrund
der fehlerhaften Umsetzung fragwürdig. Außerdem wäre den Kindern nur dann geholfen, wenn die neuen Regeln überall
und in der offiziellen Fassung zur Anwendung kämen. Beides ist nicht der Fall.
Stimmungsmache mit Totschlagargumenten der Kultusminister
Die Presse verbreitet überwiegend die Darstellung der Reformer und Kultusminister, anstatt eine kritische,
unabhängige Haltung einzunehmen. Sie versucht den Lesern weiszumachen, wer gegen die Reform sei, gehöre zum alten
Eisen, sei nicht lernbereit, und es sei zu spät, die Reform sei unumkehrbar. Die Diskussion sei abgeschlossen.
Desinformation durch Verharmlosung
Ein Leitmotiv der Presse-Berichterstattung lautet, die Reform sei harmlos („ein Reförmchen“). Einzelne Schreibvorgänge
werden betrachtet: „Ist es denn eine Katastrophe, wenn Tipp mit zwei p geschrieben wird?“ Es geht aber nicht um einzelne
Schreibvorgänge, sondern um hundert betroffene Schreibvorgänge bei vielen Millionen Schreibern - jeden Tag. Hierher
gehört auch die irreführende Behauptung, daß den Lesern die neuen Schreibweisen bei der Zeitungslektüre „gar nicht auffallen“,
also unerheblich seien. Schreibberuflern fällt die neue Schlechtschreibung sehr wohl auf. Leser, denen die Unterschiede
zwischen alten und neuen Schreibweisen nicht auffallen, können die neuen Regeln sicherlich nicht anwenden, sondern werden
bestenfalls eine gewisse Mischung aus alten und neuen Schreibweisen hervorbringen.
Die neuen Regeln sind veraltet; die „alte“ Rechtschreibung ist modern
Wenn die Presse von „alten Regeln“ schreibt und behauptet, ab August 2005 sei die Neuregelung „endgültig verbindlich“,
verbreitet sie falsche Vorstellungen. Die traditionellen Regeln werden von etwa 80 Prozent der Bevölkerung verwendet.
Personen außerhalb der Schulen können auch über das Jahr 2005 hinaus schreiben wie bisher (Bundesverfassungsgericht:
Urteil vom 14. Juli 1998, Az.: 1 BvR 1640/97, S. 59). Die sogenannten neuen Schreibweisen sind hingegen ein Rückschritt.
Im Bereich der Groß-/Kleinschreibung und der Getrennt-/Zusammenschreibung waren viele „neue“ Schreibweisen vor hundert und
zweihundert Jahren üblich. Daher sind die Regeln der Reformer nach dem Urteil prominenter Sprachwissenschaftler veraltet
(Glück, Helmut: Von Weiber-Seelen im Liebes-Fieber. Alter Zopf an neuem Kopf: In der Wortbildung geht die Rechtschreibreform
auf uralten Pfaden. In: FAZ, 5.9.2000, Seite 54).
Totschweigen der Reformkritik durch die Presse
Weitgehend totgeschwiegen wurden von der Presse schon Volksinitiativen und Volksbegehren, zum Beispiel in Berlin und Bremen.
Seit der Umstellung der Presse am 1. August 1999 kamen selbst angesehene Reformkritiker kaum noch zu Wort. Leserbriefe werden
von den meisten Redaktionen in Neuschreibung umgewandelt und damit verfälscht. Kritische Leserbriefe zum Thema werden selten
veröffentlicht oder gekürzt. Daher findet die Reformkritik vor allem im Internet statt:
www.vrs-ev.de, www.rechtschreibreform.com,
www.deutsche-sprachwelt.de, www.gutes-deutsch.de,
www.raytec.de/rechtschreibreform und andere.
Manfred Riebe, Pressesprecher des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
www.vrs-ev.de/vorstand.php#riebe
D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel. (0911) 50 08 25
Manfred@Riebe.de
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